EINE ZUCKERSÜßE ERFOLGSGESCHICHTE
Der Wiener Zuckerbäcker Johann Zauner wurde 1821 von oberster Stelle nach Bad Ischl bestellt, um dort eine Konditorei zu eröffnen – denn im liebsten Urlaubsort des damaligen Kaiserpaares gab es niemanden, der den hohen Ansprüchen genügte. Diese erfreute sich im Ort der traditionellen Sommerfrische schnell immenser Beliebtheit – bis anno 1865 ein Brand die meisten Häuser im Ortszentrum dem Erdboden gleichmachte: Ein betrunkener Rossknecht war mit einer brennenden Pfeife auf einem Heuhaufen eingeschlafen. Die Konditorei zog um: 1869 öffnete die Filiale in der Pfarrgasse ihre Pforten und verwöhnt dort Gäste aus aller Welt.

Die Geschichte der Familie Zauner ist auch von bittersüßer Dramatik geprägt: Die Ehe von Viktor Zauner, der Urenkel von Gründer Johann, blieb kinderlos – er adoptierte 1944 seine langjährige Angestellte Rosina Öfner. Sie verstarb wenige Jahre später bei einem Unfall – ihr Witwer führte die Konditorei mit seiner zweiten Frau weiter. Und das Schicksal wiederholte sich: Auch sie bekam keine Kinder und adoptierte einen ihrer Mitarbeiter, um den Namen Zauner erhalten zu können.
Auch heute verspricht dieser Name auch noch allerhöchste Qualität: Die Konditorei Zauner steht seit 188 Jahren gleichzeitig für die Bewahrung alten Handwerks und kaiserlicher Traditionen wie für einen hohen Innovationsdrang – denn anders wäre eine solche Erfolgsgeschichte auch gar nicht machbar.
ZAUNER „OBLATEN“ –
GÖTTLICHE VERSUCHUNGEN
Man könnte sagen, dass die Hostien aus der Kommunionszeremonie der katholischen Kirche die Vorgänger dieser süßen, runden Waffeln sind. Bereits im 18. Jahrhundert hatte man angefangen, sie mit Zucker zu bestreuen – und selbst Johann Wolfgang von Goethe reiste oft und gerne weit, um in ihren Genuss zu kommen. Sie wurden damals händisch in Form gefüllt, gepresst und gebacken – und entstehen auch heute noch zum größten Teil in Bad Ischler Handarbeit.
Oblaten waren übrigens die erste Spezialität der Traditionskonditorei Zauner. Erfunden wurden sie von Patissier Josef Nickerl, der sich im Karlsbader Grandhotel Pupp dazu inspirieren ließ. Nickerl sollte später noch den berühmten Zaunerstollen aus ihrem Bruch kreieren.

ZAUNER „ZAUNERSTOLLEN“ –
WEIL GUTES NIE VERSCHWENDET WIRD

Der Zaunerstollen, weit über die Grenzen des Luftkurortes Bad Ischl bekannt, ist das Ergebnis eines sehr sparsam denkenden Konditors. Als die Oblaten von Zauner bereits in aller Munde waren, entstand sehr viel „Bruch“, also zerbrochene oder verformte Oblaten. Um diese nicht wegwerfen zu müssen, wurden sie von Patissier Josef Nickerl zerkleinert, mit einer nougartartigen Haselnuss-Schokolade vermischt, in eine längliche Kuchenform gegossen und nach dem Trocknen mit reichlich Schokoladeglasur überzogen:
Der Zaunerstollen ward geboren – eine „Resteverwertung“ deluxe. Das Motto heute? „Isst man einen Zaunerstollen, wird man einen Stauner zollen!“